Am 17.3.2014 war die CDU-Fraktion zu Besuch bei der Ennepetaler Feuerwehr, um mit dem Leiter der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Feuerwehr Herr Rainer Kartenberg und dem Leiter der Jugendfeuerwehr Herr Carsten Gnipp über die Zukunft der Feuerwehr in Ennepetal zu diskutieren. Ebenfalls der Einladung der CDU-Fraktion gefolgt waren Frau Sabine Hofmann als Ehrenamtsbeauftragte, Herr Stephan Langhard, als zuständiger Fachbereichsleiter und Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen.
In seiner Einführung bedauerte Rainer Kartenberg, dass immer weniger Menschen ein Ehrenamt ergreifen würden - oftmals aus Zeitgründen, aber auch auf Grund einer sich immer weiter verändernden Gesellschaft. Nachwuchsprobleme hätten heute bereits viele Vereine und auch die Freiwillige Feuerwehr sei hier keine Ausnahme. Erschwerend käme hinzu, dass der Wehrersatzdienst weggebrochen sei: "Hier fehlen uns in Summe rund 25 Kameraden, die sonst immer ihren Wehrersatzdienst bei der Feuerwehr geleistet hätten."
Zunächst erklärte Rainer Kartenberg die Zusammenarbeit zwischen den hauptamtlichen Kräften und den ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleuten. Hier wurde schnell klar, dass die Verzahnung und die Kooperation so eng sind, dass die Feuerwehr als eine Einheit betrachtet werden muss, in der hauptamtlich und ehrenamtliche Kräfte gemeinsam ihren Dienst verrichten. "Eigentlich haben wir in Deuschland eine ehrenamtliche Feuerwehr, die durch hauptamtliche Kräfte unterstützt wird - oftmals ist die Wahrnehmung in der Gesellschaft genau andersherum.", so Rainer Kartenberg.
Auf Grund der Größe des Stadtgebietes von 57 Quadratkilometern, zahlreicher weit auseinander liegender Siedlungsgebiete, dem hohen Anteil an Industrie und Landwirtschaft und nicht zuletzt der Topograhie unserer Stadt, ist die Feuerwehr darauf angewiesen ihre Kräfte auf verschiedene Standorte und Löschgruppen zu verteilen. Die 5 Löschgruppen bilden so 3 Löschzüge, um das Schutzziel (in 8 Minuten nach Alarmierung sollen 9 Einsatzkräfte im ersten Abmarsch vor am Einsatzort sein) im ganzen Stadtgebiet erreichen zu können. Ohne die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind solche Einsätze gar nicht denkbar.
In fast allen Löschgruppen fehlen gegenüber der Sollstärke heute schon ehrenamtliche Mitglieder. Verteilt auf die 5 Löschgruppen müssten rund 30 zusätzliche Mitglieder gefunden werden, um die volle Besetzung der Löschgruppen wieder zu erreichen. Neben dem grundsätzlichen Problem Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern, haben viele Menschen sehr großen Respekt vor dem Ehrenamt als Feuerwehrmann und würden sich dies nicht zutrauen, ergänzte Sabine Hofmann.
"Man übernimmt Verantwortung. Feuerwehr ist ein Ehrenamt, bei dem man auch Verpflichtungen übernimmt - es sind Dienstpläne einzuhalten, man muss bereit sein mitten in der Nacht zum Einsatz zu fahren, die Kooperation des Arbeitgebers ist notwendig und stehen lange und intensive Ausbildungen an, bis man voll eingesetzt weden kann. Alle Schulungen schließen mit Prüfungen ab, für die eine intensive Vorbereitung erforderlich ist. Das ist auch wichtig, da man sich auf die Kameraden verlassen muss und Leben davon abhängen, dass man sich blind versteht und die gleiche Sprache spricht. Hinzu kommt die körperliche Tauglichkeit, ohne die es nicht geht.", so Rainer Kartenberg.
Auf der Gegenseite stehen ganz viel Spaß und eine einzigartige Gemeinschaft und Kameradschaft sowie die Anerkennung der Bürgerinnen und Bürger, betonte Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen. Diese Menschen übernehmen nicht irgendein Ehrenamt, sondern übernehmen einen Teil der Daseinsfürsorge unserer Kommune. Der Wert dieser Arbeit kann gar nicht genug gewürdigt werden.
"Wir unternehmen schon ganz viel, um für dieses wichtige Ehrenamt zu werben, aber es ist schwer Quereinsteiger zu finden, die als Erwachsene zur Feuerwehr hinzu stoßen.", so Sabine Hofmann.
Cartsten Gnipp ergänzte, dass ein Großteil des Nachwuchses der Freiwilligen Feuerwehr aus der Jugendfeuerwehr nachrücken würde. Rund 50% aller Jugendlichen, die die Jugendfeuerwehr durchlaufen würden, blieben dabei und würden dann in die Löschgruppen nachrücken.
Mittlerweile werden zwei Gruppen mit insgesamt 37 Kindern und Jugendlichen betreut, wobei das Eintrittsalter auf 10 Jahre gesenkt wurde. Die beiden Gruppen sind nach Alter gestaffelt in die 10 - 13 Jährigen und die 14 - 18 Jährigen. Die Gruppen werden von 15 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten betreut.
Auch das Thema Kinderfeuerwehr wurde kurz angeschnitten. "Verstehen Sie mich nicht falsch - ich finde eine Kinderfeuerwehr großartig - aber die rechtlichen Hürden und der damit verbundene Aufwand sind immens."
"Wir haben ja nun heute schon zu wenig ehrenamtliche Feuerwehrleute und die Situation scheint sich weiter zu verschlechtern. Wenn wir nur wenige Quereinsteiger gewinnen können und auf der anderen Seite der Jugendbereich so gut funktioniert, muss es doch das Ziel sein, die Jugendarbeit weiter auszubauen.", stellte der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Daniel Heymann, fest.
Hieraus ergab sich eine lange und intensive Diskussion, die schlussendlich zu dem ernüchternden Ergebnis führte, dass die Jugendarbeit zwar der Schlüssel zur Nachwuchsgewinnung ist, aber die Kapazitäten vollkommen ausgeschöpft seien.
"Eine dritte Gruppe ist nicht möglich. Hierzu fehlen uns Räumlichkeiten und auch mindestens ein Fahrzeug, aber was viel schwerer wiegt ist, dass unsere Betreuer mit den beiden Gruppen an ihre Grenzen kommen. Eine dritte Gruppe ist nicht möglich.", so Carsten Gnipp.
Rainer Kartenberg ergänzte, dass man sich vor Augen halten müsse, dass die Betreuer diese Arbeit in der Jugendfeuerwehr noch zusätzlich zu ihrem regulären Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr versehen würden.
Auch den Vorschlag der CDU-Fraktion darüber nachzudenken, ob eine hauptamtliche Kraft eingestellt werden könnte, um die Jugendarbeit zu fördern, sahen die Feuerwehrleute als problematisch an. "Das würde nur in sehr begrenzten Bereichen helfen können - die Jugendarbeit erfolgt am Abend und am Wochenende - dies sei mit einer hauptamtlichen Kraft schon sehr schwierig, wenn auch ggf. noch lösbar. Jemanden für das Anforderungsprofil zwischen Jugendarbeiter und Feuerwehrmann zu finden, dürfte ebenfalls sehr schwierig werden. Dazu kommt, dass wir zur Zeit keine Vorstellung haben, wie wir das organisatorisch regeln können."
"Wenn uns langfristig ehrenamtliche Kräfte fehlen und dies dazu führt, dass wir unsere Schutzziele nicht mehr erreichen können, werden wir diese Löcher mit immensen Kosten mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten stopfen müssen. Jedes neue Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr, welches über die Jugendfeuerwehr gewonnen werden kann, rechtfertigt auch weitere Investitionen in diesen Bereich!", resümierte Daniel Heymann und versicherte der Feuerwehr noch einmal jegliche Unterstützung durch die Politik: "Wenn Sie eine Lösung finden, wie der Jugendbereich der Feuerwehr weiter ausgebaut werden kann, werden wir Sie nach Kräften bei einer Umsetzung unterstützen. Die Jugend ist unsere Zukunft - im Bereich der Feuerwehr gilt dies offensichtlich noch einmal ganz besonders."
P.S.: Wer Interesse am Ehrenamt bei der Feuerwehr hat, kann sich für eine Beratung direkt an Rainer Kartenberg oder Sabine Hofmann wenden.