Der Erhalt unserer Straßen liegt uns ganz besonders am Herzen. Seit Jahren kämpft die CDU Ennepetal dafür, dass Ennepetal endlich Straßen erhält, die auch ohne Geländefahrzeug befahren werden können. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder zusätzliche Mittel im Haushalt für den Straßenbau bereit gestellt und mit der Verwaltung und später der SBE AöR diskutiert, welche alternativen Vorgehensweisen möglich sind, um endlich in dem Thema voran zu kommen.
Das Ergebnis bisher war ernüchternd. Auf Anfrage der CDU-Fraktion wissen wir mittlerweile, dass wir mehr als 40km Straßen haben, die in der höchsten Schadensklasse liegen und saniert werden müssen. Wir haben auch als Antwort erhalten, dass wir mit den vorhandenen Mitteln rund 2km an Straßen pro Jahr in Stand setzen lassen können. Bis heute wissen wir nicht, wie viele Kilometer pro Jahr in die höchste Schadensklasse "aufsteigen". Wir wissen bis heute auch nicht, wieviel Geld bereit gestellt werden müsste, um zumindest die neuen Schäden beheben zu können und so dafür zu sorgen, dass der Sanierungsstau nicht anwächst.
Auf Einladung der CDU-Fraktion hatte sich Prof. Dr. Beckedahl von der Universität Wuppertal bereit erklärt zum Thema Straßenerhalt zu referieren und hat in dem Zuge auch alternative Technologien und Methoden vorgestellt, wie z.B. den Microwellenasphalt. Der Einladung ebenfalls gefolgt waren der Vorstand der SBE AöR Herr Pflug, seine Mitarbeiter Herr Heimhardt und Herr Humpol-Gleisenstein sowie der Bürgermeister von Breckerfeld, Herr Klaus Baumann.
Nach einem sehr interessanten Vortrag von Prof. Dr. Beckedahl entstand in der Folge eine sehr intensive Diskussion, bei der sehr unterschiedliche Erwartungen aufeinander prallten, aber auch viele gemeinsame Ziele deutlich wurden. Spannend waren auch die Diskussionen zwischen Prof. Dr. Beckedahl und den Mitarbeitern der SBE AöR, wenn es darum ging, die verschiedenen vorgestellten Methoden der Straßenerhaltung an der Ennepetaler Realität vorbeizuführen.
Prof. Dr. Beckedahl hatte in seinem Vortrag ausgeführt, dass ein Straßenerhaltungsmanagement mit der Erfassung der hierfür notwendigen Datenbasis beginnen müsste. Herr Pflug erklärte für die SBE AöR, dass man daran intensiv arbeiten würde und in 2007 erstmals die Straßen habe bewerten lassen - hieraus resultiere auch die Schadenskartierung (40 km der höchsten Schadensklasse). Geplant sei ursprünglich gewesen, eine solche Erhebung, die durch eine externe Firma durchgeführt werden müsse, alle 10 Jahre durchführen zu lassen. Dies sei nach Stand der Technik heute sehr lang, so Prof. Dr. Beckedahl - eine Erhebung alle 5 Jahre wäre angebracht, ebenso wie eine ständige Fortschreibung des Zustandes auch zwischen den Erhebungszeiträumen, wenn an den Straßen Maßnahmen durchgeführt wurden oder neue Schäden gemeldet wurden. Herr Pflug führte weiter aus, dass 2007 nur der Zustand der Oberflächen erfasst worden sei - für eine genaue Planung bräuchte man aber die Daten über den Untergrund und den Aufbau der Straßen. Diese Daten würden zur Zeit bei jeder Maßnahme erhoben. In vielen Bereichen seien die Aufbauten der Straßen aber so alt, dass sie für den heutigen Verkehr gar nicht mehr ausgelegt seien und müssten vollständig erneuert werden - viele Straßen im Stadtgebiet seien 50 Jahre alt. Hier bestätigte Prof. Dr. Beckedahl, dass bei so alten Straßen die Straßenbauer zum Teil es eher mit Archäologie zu tun hätten, als mit Ingenieurskunst. Zum Teil seien alte Straßen einfach überbaut worden - eine Sanierung - dann auch unter Heranziehung der Anwohner - sei unausweichlich.
Walter Faupel beklagte, dass in der Vergangenheit oftmals bei Aufbrüchen nicht sauber gearbeitet und kontrolliert worden sei. Hier führte Herr Pflug aus, dass man heute mit einer Reihe von Altlasten zu kämpfen habe, eine Inspektion und Abnahme schon seit mehreren Jahren bei jedem Aufbruch durch Dritte (Energieversorger, Kabelanbieter, ...) gemacht würde.
In der weiteren Diskussion stellten sowohl Herr Pflug, wie auch der Fraktionsvorsitzende der CDU Daniel Heymann fest, dass man das gleiche Ziel verfolge, aber andere Zeitvorstellungen für die Realisierung habe. So stellte Herr Heymann für die CDU-Fraktion fest, dass man seit Jahren an dem Thema ziehen und zerren würde und das Gefühl hätte, die Straßen würden insgesamt nicht besser, sondern noch schlechter. Herr Pflug hingegen verwies auf die noch nicht vollständige Kartierung der Straßenzustände: "Ihre Fragen sind vollkommen richtig. Wir verfolgen das gleiche Ziel - wir können es nur nicht in der von Ihnnen gewünschten Geschwindigkeit erreichen. Wir brauchen noch mindestens 5 - 7 Jahre, bis wir alle Straßen inkl. des Aufbaus erfasst haben. Erst dann können wir Ihnen sagen, wieviel Geld wir wirklich brauchen, um die Straßen vollständig in Stand zu setzen. Dann reden wir aber nicht nur über Geld, sondern auch über Personal, denn mit dem heutigen Personal können mehr Maßnahmen nicht umgesetzt werden."
Hier bekräftigte Herr Heymann auch ganz deutlich, dass es der CDU wichtig sei, dass endlich klar auf den Tisch gelegt wird, wieviel Geld und Personal benötigt werde, um den Stand zu halten und wieviel, um den Sanierungsstau abzubauen. "Dann ist es Aufgabe der Politik zu sagen, ob sie bereit ist, die notwendigen Mittel in die Hand zu nehmen, um in Ennepetal für angemessene Straßen zu sorgen. Bis dahin stochern wir aber nur im Nebel - wenn wir heute beschließen 2 Mio. € im Jahr zusätzlich zur Verfügung zu stellen wissen wir nicht einmal, ob wir damit substantiell etwas bewegen oder ob das nur ein Tropfen auf den glühenden Stein ist."
Zum Abschluss remümierte Daniel Heymann noch einmal, dass der Vortrag und auch die Diskussion das Grundverständnis für die Materie und auch für die gegenseitigen Positionen deutlich verbessert habe. So langsam würden auch andere Fraktionen endlich umdenken und ihre jahrelange "weiter so" Haltung in Bezug auf den Straßenbau überdenken.
"Vielleicht sind wir wirklich zu ungeduldig - vielleicht müssen wir uns aber auch nur überlegen, wie wir die Geschwindigkeit erhöhen können."
Link: Weiterer Bericht zur Veranstaltung in der WR